Sie haben den Auftrag erhalten, eine Person zu überwachen. Möglicherweise handelt es sich um eine verheiratete Frau, die fremd geht oder einen Angestellten, bei dem vermutet wird, dass er Betriebseigentum über Hintermänner entwendet und verkauft. Egal worum es sich handelt: Ihren Einsatz als Detektiv müssen Sie genau planen und dazu auch die Möglichkeiten nutzen, die das Internet heute bereit hält.
Unternehmen wie Google haben das Leben in großem Maße positiv beeinflusst. Sie bieten neue Möglichkeiten, die noch vor zwei Jahrzehnten undenkbar waren. Allein Google Street View ist ein Projekt, das eine riesige Menge an Informationen bietet, die für das, was wir vorhaben, optimal genutzt werden kann. Es gibt allerdings noch viel mehr Dienste, die Informationen zusammentragen, die für die Planung eines Detektiv-Einsatzes von Bedeutung sein können.

Arbeiten wie die NSA

Uli Hoeness bei facebook
Bei Facebook sind viele persönliche Daten hinterlegt: hier ein Fanaccount für Ex Bayern-Manager Uli Hoeness. Bild:facebook

Wenn wir den Namen der Person haben, können wir ganz einfach mit einem Google-Suchlauf beginnen. Beachten Sie, dass Sie bei Allerwelts-Namen noch weitere Kriterien mit in die Suche eingeben, um die gewünschten Informationen zu finden. Ist die Person bei facebook angemeldet? Gibt es Foreneinträge von der Person? Hat sie vielleicht eine eigene Webseite? Diese Informationen gilt es im Internet zu finden. Dabei ist Hartnäckigkeit und auch das um-die-Ecke-Denken gefragt. Sobald Sie zum Beispiel potentielle Aliase der Person ausfindig gemacht haben, können Sie mit diesen weiter suchen, um Foreneinträge zu finden, bei denen wiederum die E-Mail-Adresse steht.
Ein Volltreffer sind immer soziale Netzwerke, wenn es um die Planung geht. Wenn Sie eine Person bei Facebook gefunden haben, wissen Sie, mit wem Sie Kontakt hat, zu welchen Zeiten Sie in etwa online ist, wohin sie in den Urlaub fährt und mit welchem Auto. Wenn Sie einen fleißigen Poster haben, der nicht nur Meme-Bilder liked, wissen Sie schon sehr viel über sein privates Leben und können Verbindungen ziehen. Zudem können Sie bestimmte Zeitspannen für ein Verbrechen / Vergehen ausschließen, weil die Person dann zum Beispiel gerade Fitness macht oder Ähnliches.
Google Kontakt
Bei Suchanfragen über https://who.is sogar telefonisch erreichbar: Das größte Suchmaschinen-Unternehmen der Welt. Bild:who.is

Nicht immer hat man das Glück, einen öffentlichen Facebook-Nutzer als Zielperson zu haben. In diesen Fällen lohnt sich ein Blick in Jobbörsen wie Xing oder LinkedIn. Hier findet man den größten Anteil realer Namen, weil viele Mitglieder neue Arbeitgeber und Geschäftspartner auf sich aufmerksam machen wollen. Vielleicht finden Sie hier auch einen Link zu einer eigenen Webseite, die eine gute Möglichkeit ist, die Kontaktdaten der Person zu erfahren und weitere Adressen ausfindig zu machen. Viele registrieren ihre Website nämlich auf ihren Zweitwohnsitz, der mitunter sogar bei Freunden unbekannt ist. Wenn Sie die Website gefunden haben, geben Sie die Adresse bei https://who.is, bei https://www.united-domains.com/ oder https://www.denic.de/ ein. Hier erfahren Sie, auf wen die Webseite angemeldet ist und wer sie technisch administriert.

Haus und Areal ausreichend berechnen

Schauen Sie sich die Adresse bei Google Street View an, um die genaue Umgebung auszukundschaften. Bei auswärts registrierten Webseiten lohnt hier auch ein Blick, um herauszufinden, ob es nur ein Briefkasten ist.
Bei Briefkastenfirmen sind viele Unternehmen an einer oft unseriös aussehenden Adresse, wie einem Kiosk in Thailand, angemeldet. So erkennt man schnell, ob sich jemand als Registrant verstecken will oder wirklich dort einen Zweitwohnsitz hat. Google Street View eignet sich bei der realen Adresse der Zielperson auch sehr gut, um einen Einsatz zu planen. Hier erkennt man schnell günstige Blickwinkel auf das Haus, kann den Sonnenstand berechnen oder hält nach möglichen Überwachungskameras Ausschau. Auch sehen Sie die umliegenden Häuser und deren Lage. So können Sie einen Plan erstellen, wie Sie eine unbemerkte Überwachung der Zielperson durchführen können. Früher hätte es mehrere Fahrten durch die Straße, Fotos, Videos und Kartenmaterial gebraucht, um einen solchen Plan aufzustellen.

Google Street View MacAllister
Vor 20 Jahren hätte man sich viel Zeit gespart: Google Maps / Street View hat das sogar Haus der McAllisters („Kevin allein zu Haus“) von allen Seiten integriert. Bild: Google Maps

Sie sollten die Basics jedoch nicht vernachlässigen. Es ist immer von Vorteil gute Fotos und Videos von einem Areal zu haben, wenn man hier tätig werden möchte. Street View verrät niemandem, wann der Postbote kommt, wie viele Hunde in der Umgebung sind und welche Lärmquellen eine akustische Überwachung erschweren. Bei der Datensammlung vorab sollten auch auf Fahrzeuge, die sich in der Nähe befinden und deren Farbe und Kennzeichen geachtet werden. Auch ist es wichtig, Lebenszeichen am Wohnsitz zu dokumentieren. Offene Fenster, Licht am Abend oder ein rauchender Schornstein deuten auf aktives Wohnen hin. Vielleicht ist sogar ein Sicherheitsdienst oder sonstiges Personal auf dem Grundstück postiert.

Unsichtbar sein oder uninteressant werden

Halten Sie sich auch immer Fluchtwege und tote Winkel bereit, die Sie nutzen können, um nicht entdeckt zu werden. Um Ihrer Zielperson folgen zu können, müssen Sie ihren Tagesplan kennen und bestimmte Stationen des täglichen Lebens in Erfahrung bringen. Dadurch können Sie bei der Verfolgung später Routen benutzen, auf denen Sie nicht erkannt werden. Ein Jackpot ist ein Hotel, das sich in der Nähe befindet und einen klaren Blick auf das Areal freigibt. Hier können Sie unentdeckt agieren und auch in Abwesenheit Kameras aufbauen, die auf strategische Sichtpunkte gerichtet sind.
Sinnvoll ist es auch, selbst eine Karte anzulegen, in der man typische Bewegungen aufzeichnet. Diese kann auch digital sein und zum Beispiel auf GPS-Daten eines Senders zurück greifen, der am Fahrzeug der Zielperson installiert ist. Auf diese Weise finden Sie auch schnell heraus, ob es Orte gibt, von denen aus eine Überwachung sich mehr lohnt, als am Haus der Zielperson. Zudem können Sie per GPS das Verhalten der Person genauer berechnen und Unregelmäßigkeiten schnell erkennen, um dann die Verfolgung aufzunehmen.
Wenn Sie Sichtkontakt herstellen wollen, sollten Sie im Vorhinein auf viele Einzelheiten achten. Sie brauchen verschiedene Fahrzeuge, die unregelmäßig im Umfeld der Person zur Überwachung genutzt werden, Plätze von denen aus Sie gut sehen können, ohne dabei selbst entdeckt zu werden und eine straffe zeitliche Organisation mit Ihrem Team. Für alle wichtigen Überwachungspunkte müssen umfangreiche Daten vorliegen, die auch Passanten berücksichtigen, die häufiger dort flanieren. Diese werden Sie schnell wahrnehmen, wenn sie Sie neuerdings auf ihrem täglichen Arbeitsweg sehen. Daher sollten Sie ihre Routen und Positionen auch als Fußgänger häufig wechseln.
Für jede Art der Überwachung sollten Sie sich ein Alibi suchen, das logisch erscheint. Stellen Sie sich nie einfach irgendwo hin, um von dort aus zu überwachen. Sitzen Sie an der Bushaltestelle, gehen Menschen erst einmal logisch davon aus, dass Sie auf den Bus warten. Kommen Sie mit einem Lieferwagen und lesen in einer Karte, gehen die Leute davon aus, dass Sie den Weg suchen. Sie sollten sich vor jedem Einsatz fragen: Was würde ich plausibel antworten, wenn ich danach gefragt werde, was ich hier mache? Um diese Antworten so plausibel wie möglich zu halten oder eine solche Frage unmöglich werden zu lassen, ist eine gute Planung unerlässlich.